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In Deutschland melden Unternehmen und Hochschulforscher viele Patente an.
Droht Deutschland die Deindustrialisierung? An diesem düsteren Horizont gibt es einen Silberstreif, wie Analysen der Deutschen Bank und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben.
Deutschland steigert die Investitionen in geistiges Eigentum schneller als in jedes anderen G7-Land, ermittelte die Deutsche Bank Research. Das stärke die Wertschöpfung der Industrie.
Auch deutsche Hochschulen schneiden bei Patentanmeldungen weltweit gut ab, ermittelte das IW.
Für die deutsche Wirtschaft läuft es schlecht. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung, besonders in der Industrie. „Vor der Tatsache, dass wir derzeit auf der Verliererstraße unterwegs sind, müssen wir die Augen öffnen, sagte Verbandspräsident Siegfried Russwurm in dieser Woche bei einem Klimakongress des BDI, an dem auch Wirtschaftsminister Robert Habeck teilnahm. Auf einen Silberstreif an diesem dunklen Horizont weist nun die Deutsche Bank hin: Deutschlands Stärke bei Forschung und Erfindungen.
„Ein Kunde fragte uns kürzlich, ob die deutsche Wirtschaft in irgendeiner wichtigen Hinsicht noch immer führend sei“, schreiben die Ökonomen der Deutschen Bank Research in einer Kundennotiz. „Zu seiner Überraschung war unsere Antwort ein klares Ja.” Und diese Stärke ist sogar extrem wichtig in einer immer stärker von Technologie geprägten Welt. „Deutschland steigert die Investitionen in geistiges Eigentum schneller als jede andere G7-Wirtschaft einschließlich der USA, schreiben die Ökonomen. Als geistiges Eigentum gelten zum Beispiel Patente. Sie werden auch als immaterielle Wirtschaftsgüter bezeichnet.
In Zahlen der Deutschen Bank Research: „Während die Sachinvestitionen (in Deutschland) im letzten Jahr um sechs Prozent zurückgegangen sind – der stärkste Einbruch in der G7 – sind die immateriellen Investitionen im gleichen Zeitraum um mehr als vier Prozent gestiegen.
DB Research
Auch die Experten sprechen nur von einem „Silberstreif am Horizont“. Beim geistigen Eigentum blieben „die USA das Kraftzentrum”. Der Anteil des geistigen Eigentums an den Investitionen ist in Deutschland geringer. In den USA würden acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes in geistiges Eigentum investiert, gegenüber 4 Prozent n Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern. „Dennoch finden wir es bemerkenswert, dass die deutschen Unternehmen ihre Investitionen in geistiges Eigentum erhöhen, während gleichzeitig alle anderen Investitionen stark zurückgegangen sind, schreiben die Ökonomen.
Die „extreme Schieflage zwischen materiellen und immateriellen Investitionen“ sei ein wichtiger Aspekt der jüngsten Entwicklung der deutschen Industrie. Der starke Rückgang der Produktion, der Einbruch der Sachinvestitionen und zuletzt die Zunahme der Entlassungen zeichneten das düstere Bild einer „Deindustrialisierung”. Doch trotz der geringeren Produktion sei die Wertschöpfung der deutschen Industrie stabil. Die Zunahme der immateriellen Investitionen deute darauf hin, dass die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle rasch auf Aktivitäten mit einer höheren Wertschöpfung und höheren Margen ausrichten. Sie enthielten in der Regel einen höheren Gehalt an geistigem Eigentum. Die deutsche Industrie vollziehe einen Wandel „von Steinen zu Köpfen“ („bricks zu brains”).
Deindustrialisierung nur die halbe Wahrheit: die deutsche Industrie zeigt neue Stärke, analysiert die Deutsche Bank
Auch in einem anderen Vergleich der Erfindungen schneidet Deutschland gut ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vergleicht, wie viele Patente aus Hochschulen heraus angemeldet werden. Gemessen an der Zahl der Studierenden liegen hier die Schweiz, Israel und Belgien vorn. Deutschland liegt in der Effizienz der Hochschulen in der Spitzengruppe auf Platz acht, gleich hinter den USA. Gemessen an den absoluten Zahlen belegt Deutschland sogar Platz zwei.
Deutschland in absoluten Zahlen auf Platz zwei
In absoluten Zahlen liegen die USA auch bei den Patentanmeldungen aus dem Hochschulbereich klar vorn. Allein 34,5 Prozent aller Patente entfallen auf die USA: Unter den Top-10-Hochschulen weltweit sind neun US-amerikanische Hochschulen, an der Spitze die University of California und die Harvard University. Im Effizienzranking belegt die USA jedoch nur den siebten Platz. Der Grund: In den USA studieren 38-mal mehr Studierende als in der Schweiz.
Deutschland belegt in absoluten Zahlen mit knapp neun Prozent aller Hochschul-Patente den zweiten Platz, gefolgt von Japan mit rund sieben Prozent. Die deutsche Hochschule mit den meisten Patenten ist die Technische Universität München (TUM). Weltweit liegt sie auf dem 20. Platz.
Patente führen zu selten zu neuen Produkten und Unternehmen
Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Hochschulen bei Patentanmeldungen durchaus gut ab. „Die Politik muss es nun schaffen, diese Innovationskraft in die richtigen Bahnen zu lenken“, schreibt das IW. Innovationen führten wieder zu mehr Wirtschaftswachstum. Aber: „Der Technologietransfer in die Unternehmen muss erleichtert werden. Hier kann das Potenzial noch besser genutzt werden, um im internationalen Wettbewerb aufzuholen”, sagt IW-Experte Oliver Koppel. Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Industrie wie in den USA oder Israel müsse besser gefördert werden.
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