Zusammenfassung:Hans Kaiser setzt in seinem Depot auf zehn ETFs (Name geändert, Symbolfoto). Getty Images / picture
Hans Kaiser setzt in seinem Depot auf zehn ETFs (Name geändert, Symbolfoto).
Hans Kaiser (Name geändert) hat Business Insider Einblick in sein Depot gegeben. Der 26-Jährige investiert in zehn ETFs, fünf Einzelaktien, Anleihen und Gold.
Maximilian Wienke von Etoro hat das Depot analysiert. Er lobt die breite Streuung, rät jedoch dazu, den Anleiheanteil zu erhöhen und möglicherweise Kryptowährungen hinzuzufügen.
Wienke findet die höheren Gebühren, die mit mehreren ETFs einhergehen, nicht problematisch und denkt, dass das Depot mit den zehn ETFs eine bessere Streuung bietet als mit nur einem MSCI-World-ETF.
„Mein Investmentziel ist die Altersvorsorge, sagt Hans Kaiser (Name geändert) gegenüber Business Insider. Dafür setzt der 26-Jährige auf zehn ETFs, fünf Einzelaktien, Anleihen und Gold. Er hat uns Einblick in sein Depot gewährt und wir analysieren es mit einem Experten.
„Er ist noch relativ jung, was bedeutet, dass der Anlagehorizont sehr lang ist, kommentiert Maximilian Wienke, Marktanalyst bei der Social-Trading-Plattform Etoro. Aktien würden dabei historisch gesehen die besten Chancen auf hohe Renditen bieten.
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So hoch sollten Einzeltitel maximal gewichtet sein
„Insgesamt machen ETFs mehr als 50 Prozent des Portfolios aus, stellt der Analyst fest. Mit ihnen deckt Kaiser fast alle Sektoren und Regionen ab. Die größten Positionen sind dabei der MSCI North America ETF, der MSCI Europe ETF, gefolgt vom MSCI Emerging Markets ex China ETF. Zudem gibt es einige Themen- oder sektorspezifische Indexfonds wie der Global Water ETF, der auf die Wasserwirtschaft setzt oder der Semiconductor ETF, in dem Halbleiterunternehmen stecken.
Das Leser-Depot: Links die Werte und rechts die jeweilige Gewichtung.
„Grundsätzlich gibt es drei zentrale Punkte, die wir bei diesem Depot betrachten sollten: die Anlageklassen, die Sektoren und die Regionen“, so Wienke. „Wenn wir uns das Depot genauer anschauen, sehen wir bei den Anlageklassen einen großen Aktienanteil, einen kleineren Anteil an Anleihen und etwas Gold.” Damit sei das Depot bereits recht breit aufgestellt. „Kryptowährungen sind nicht enthalten – das könnte für modernere Anleger interessant sein, ist aber kein Muss, fügt Wienke hinzu.
„Bei der regionalen Gewichtung fällt auf, dass Nordamerika und Europa jeweils 14 Prozent ausmachen, was ich für sinnvoll halte, da diese Regionen Stabilität ins Portfolio bringen. Schwellenländer sind ebenfalls vertreten, und das kann eine gute Renditequelle sein, wenn sich die Märkte positiv entwickeln“, lobt der Experte. Was ihm zudem auffällt – die Gewichtung der Einzeltitel: „Diese sind teilweise sehr hoch gewichtet. Wenn man die Gewichtung einzelner Aktien betrachtet, wären drei bis fünf Prozent pro Aktie gesund”, sagt Wienke
In Kaisers Depot liegen jedoch einige Aktien über dieser Schwelle: Das Recycling-Unternehmen Carbios nimmt fünf Prozent ein, der Erdöl- und Erdgaskonzern Equinor kommt auf acht Prozent, die Telekommunikationsfirma Deutsche Telekom liegt bei vier Prozent und die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway kommt auf sechs Prozent. „Besonders spekulative Titel wie Carbrios könnten ein höheres Risiko bedeuten, warnt Wienke.
Aktienchart Cabrios über ein Jahr.
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Deshalb rät der Experte: „Der Anleger könnte überlegen, Teilgewinne bei stark gestiegenen Positionen mitzunehmen, anstatt sich komplett davon zu trennen. Diese Mittel könnte er dann entweder in ETFs investieren oder in andere Aktien, um das Portfolio noch breiter zu streuen.
Diese Stärken und Schwächen fallen auf
„Das Depot lässt sich als breit aufgestellt und diversifiziert beschreiben, lobt Wienke. Die ETFs verleihen Stabilität und begrenzen das Risiko. Allerdings schränke das auch das Potenzial für höhere Renditen ein – da Einzeltitel in der Regel mehr Performance bringen können.
Eine Schwäche, die dem Experten auffällt, ist der geringe Anleiheanteil. „Die Staatsanleihen machen nur 16,5 Prozent des Portfolios aus, was recht niedrig ist. Üblicherweise sieht man Verteilungen wie 60:40, 70:30 oder auch 80:20, wobei letztlich alles erlaubt ist, so Wienke. Wobei traditionell die höhere Zahl für den Aktienanteil und die niedrigere für den Anleiheteil steht.
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Wichtig sei aber, dass der Anleger sich des Risikos bewusst ist. „Gerade in der aktuellen Marktphase finde ich den Anleihenmarkt wieder sehr attraktiv. In den USA beispielsweise kann man je nach Laufzeit vier Prozent oder mehr Rendite erzielen, sagt Wienke.
Diese Investments könnten zudem ergänzt werden
Zudem könnte der Anleger auch einen kleinen Anteil an Kryptos beimischen. „Eine Allokation von ein bis zwei Prozent in große Kryptoassets wie Bitcoin, Ethereum oder möglicherweise Solana könnte eine Überlegung wert sein, sagt Wienke.
Öl würde ich langfristig eher ausklammern, da die Entwicklung hier über 30 bis 40 Jahre schwer einzuschätzen ist
Maximilian Wienke
Ein weiterer Bereich, den der Anleger in Betracht ziehen könnte, ist der Rohstoffsektor. Zwar ist Gold mit sieben Prozent bereits vertreten, aber wenn Kaiser noch einen konjunktursensibleren Rohstoff ergänzen möchte, könnte er über Silber nachdenken.
„Silber wird stärker in der Industrie verarbeitet, was bedeutet, dass der Preis bei einer gut laufenden Wirtschaft interessant sein könnte“, sagt Wienke. Der Anleger müsse nicht direkt in den Silberpreis investieren, sondern könnte auch Unternehmen betrachten, die im Silberbereich tätig sind, wie etwa Minenbetreiber. „Öl würde ich langfristig eher ausklammern, da die Entwicklung hier über 30 bis 40 Jahre schwer einzuschätzen ist.”
Silberpreis über ein Jahr.
Finanzen.net
Insgesamt findet Wienke, dass das Portfolio bereits sehr gut durchdacht ist, vor allem durch die Nutzung von ETFs, die gezielt Themen wie Wasser und den Gesundheitssektor abdecken. „Das könnte man gegebenenfalls noch ausweiten, zum Beispiel in Richtung erneuerbare Energien oder Batterietechnologie. Solche Anlagen könnten interessante Wachstumsimpulse bieten.
Wäre es sinnvoller, nur den MSCI World zu nehmen, statt zehn ETFs?
Eine Frage, die sich noch stellt, ist, ob zehn ETFs notwendig sind oder, ob ein einzelner MSCI-World-ETF nicht bereits ausreichen könnte?
„Der MSCI-World-ETF könnte eine Alternative sein, um den globalen Markt abzudecken und Investitionen zu vereinfachen, gibt Wienke zu. Allerdings hat der MSCI World eine starke Gewichtung in den USA, mit etwa 70 bis 75 Prozent.
Es kommt weniger darauf an, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden, sondern vielmehr darauf, kontinuierlich investiert zu bleiben.
Maximilian Wienke
„Das ist ein häufiges Dilemma, vor dem viele Anleger stehen. Im aktuellen Portfolio wurde dieses Problem durch eine breitere Streuung bereits gelöst, was ich als sehr gelungen empfinde, so Wienke. Diese Diversifikation sorge für mehr Stabilität und ist eine gute Strategie, um mögliche Risiken einer Konzentration auf den US-Markt zu umgehen.
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Die höheren Gebühren sind für den Experten dabei kein Manko: „Bei den Gebühren gilt: Je größer der Anbieter und je umfangreicher der ETF, desto geringer sind in der Regel die Kosten, sagt Wienke. Zwar hat er die Gebühren der ETFs nicht explizit geprüft, aber die großen ETFs – etwa auf den MSCI Nordamerika oder Europa – seien in der Regel sehr kosteneffizient.
Diese 3 Tipps hat Wienke für den Anleger
Zusammenfassend hat Wienke drei Tipps für Kaiser:
Über eine Anpassung der Anleihen-Quote nachdenken: „Es kann sinnvoll sein, bestehende Positionen leicht zu reduzieren und gezielt einige Einzelpositionen oder Anleihen hinzuzufügen.
Langfristig denken und geduldig bleiben: „Viele Anleger neigen dazu, impulsiv zu handeln – etwa durch Verkäufe in Krisenzeiten oder unnötige Umschichtungen. Doch wenn man die vergangenen Jahrzehnte betrachtet, haben sich die Märkte stets von Krisen erholt und die damaligen Höchststände deutlich übertroffen. Ein wichtiger Grundsatz lautet: ‚Time in the market beats timing the market. Es kommt weniger darauf an, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden, sondern vielmehr darauf, kontinuierlich investiert zu bleiben.
Regelmäßig nachkaufen: „Das kann durch Sparpläne auf ETFs erfolgen – monatlich, vierteljährlich oder auch einmalig, wenn zum Beispiel am Jahresende noch Kapital übrig ist. Man könnte zudem darüber nachdenken, die Liste der Einzeltitel aufzustocken. Etwa 20 bis 30 Einzeltitel kombiniert mit ETFs sind eine solide Basis.
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