Zusammenfassung:Düstere Prognose für 2025: Ifo-Präsident Clemens Fuest und DIW-Chef Marcel Fratzscher. Inga Kjer/ ph
Düstere Prognose für 2025: Ifo-Präsident Clemens Fuest und DIW-Chef Marcel Fratzscher.
Die deutsche Wirtschaft steht vor einem entscheidenden Jahr. Gelingt die Wende – auch mit richtigen politischen Weichenstellungen – oder folgt der unumkehrbare Absturz, besonders der Industrie.
So lassen sich die Prognosen wichtiger Wirtschaftsforschungsinstitute zusammenfassen. Sie gehen von einem weitere Stagnationsjahr aus.
Das Ifo-Institut legte wegen dieser Unsicherheit sogar zwei Prognosen vor: Sie unterscheiden sich erheblich im Wachstum und den Folgen für den Arbeitsmarkt – je nachdem, wie die Politik jetzt handelt.
Einflussreiche Ökonomen sehen die deutsche Wirtschaft an einem gefährlichen Kipppunkt. Entweder gelinge zeitnah der Ausweg aus der seit fünf Jahren andauernden Stagnation. Oder es droht ein kaum mehr umkehrbarer Absturz. Für diese Frage werde 2025 ein Jahr der Entscheidung, urteilt das Münchner Ifo-Institut in ihrer neuen Prognose für 2025. „Im Moment ist noch nicht klar, ob es sich bei der derzeitigen Stagnationsphase um eine vorübergehende Schwäche oder um eine dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft handelt, sagt ifo Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Wegen dieser Unsicherheit stellt das ifo Institut erstmals sogar zwei Prognosen für die Konjunktur: „Sollte es der deutschen Wirtschaft nicht gelingen, ihre strukturellen Herausforderungen zu bewältigen, wäre nur ein Wachstum um 0,4 Prozent zu erwarten. Sollten die richtigen wirtschaftspolitischen Weichen gestellt werden, könnte 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent erreicht werden.“Das ist nicht nur eine ungewöhnlich große Spanne. Die gespaltene Prognose macht auch deutlich, dass die Ökonomen Deutschland 2025 vor einer Weichenstellung sehen. Andere Institute wie das IfW Kiel, das DIW oder das RWI rechnen für 2025 sogar mit einem noch kleineren Wachstum. Deutschland steht damit vor dem sechsten Stagnationsjahr in Folge. „Das hat es in der deutschen Wirtschaftsgeschichte noch nie gegeben”, sagte Wollmershäuser.
„Die Lage ist ernst. Hinter uns liegt eine verlorene halbe Dekade. Wir stecken in der Stagnation fest. Wir brauchen jetzt ein breites Wachstumsprogramm“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Es müssen sich auf die Verbesserung der Angebotsbedingungen konzentrieren. RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt sagte: „Damit die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen kann, braucht sie vor allem mehr wirtschafts- und gesamtpolitische Sicherheit.”
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„Das politische Vakuum nach dem Ende der Ampel-Regierung sowie mindestens sechs Monate ohne handlungsfähige Bundesregierung und ohne handlungswilligen Bundestag schwächen Wirtschaft weiter“, warnte DIW-Chef Marcel Fratzscher. „Alle Fraktionen im Bundestag sollten die dringend notwendigen Reformen und finanziellen Entlastungen noch in dieser Legislaturperiode angehen”.
Bei der Konjunktur sieht Ifo negative und positive Faktoren: Belastend seien die schlechte Auftragslage, die immer noch hohen Zinsen und eine Flaute in vielen Absatzmärkten deutscher Produkte. Positiv sei, dass die Kaufkraft im Inland wachse und die Inflation weiter abnehme. Ifo geht von Inflationsraten zwischen 2,0 und 2,3 Prozent in den beiden kommenden Jahren aus.
Wichtiger als diese Konjunktureffekte seien aber die größeren Verwerfungen. „Entscheidend wird sein, ob die exportorientierte deutsche Wirtschaft wieder vom Wachstum in anderen Ländern profitieren kann, sagt Wollmershäuser. Ifo erwartet dort für die kommenden beiden Jahre ein Wachstum von jeweils 1,2 Prozent im Euroraum, gut vier Prozent in China und 2,5 Prozent in den USA.
Der deutsche Export habe sich aber immer mehr vom Wachstum der Weltwirtschaft entkoppelt, warnt Wollmershäuser. Die deutsche Industrie habe besonders außerhalb Europas an Wettbewerbsfähigkeit verloren.
Im pessimistischeren Ifo-Szenario führt diese Schwäche zu einer schleichenden Deindustrialisierung. „Industrieunternehmen verlagern Produktion und Investitionen ins Ausland. Der Wandel von der Industrie zu mehr Dienstleistungen drücke die Produktivität. Die Arbeitslosigkeit werde zeitweise steigen.
Im optimistischeren Ifo-Szenario „trägt eine verlässlichere Wirtschaftspolitik dazu bei, dass Industrieunternehmen ihre Produktionskapazitäten wieder ausweiten und etwa durch steuerliche Anreize mehr investieren und weniger Arbeitsplätze abbauen. Das würde auch Arbeitsanreize verbessern, mehr Menschen würden arbeiten, Beschäftigte ihre Arbeitszeit ausweiten. Dies würde wiederum den privaten Konsum stärken und für ein Absinken der Sparquote sorgen.
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„Die deutsche Wirtschaft schleppt sich durch die Stagnation, eine nachhaltige Erholung rückt auch angesichts struktureller Herausforderungen immer weiter in die Ferne“, urteilt auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Das DIW rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang des BIP 0,2 Prozent. 2025 gehe es mit 0,2 Prozent Wachstum „wohl nur mühsam bergauf, für 2026 wird mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet”.
„Wir sehen einen kritischen Mix aus konjunktureller Flaute und strukturellen Problemen“, sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. Das mache vor allem der sonst so exportstarken Industrie zu schaffen, dem „Rückgrat der deutschen Wirtschaft.”
Das Straucheln der deutschen Industrie schlage auf den Arbeitsmarkt durch. Dies führe trotz des anhaltenden Fachkräftemangels zu Kurzarbeit und mancherorts zu Entlassungen. „Die Zahl der Arbeitslosen dürfte zumindest vorübergehend steigen, erwartet das DIW. Der private Konsum stützt das Wachstum nur begrenzt, obwohl die Realeinkommen zulegen. Neben der allgemein pessimistischen Stimmung trübten Sorgen um den Arbeitsplatz die Kauflaune. Geld wird lieber auf die hohe Kante gelegt.
Auch das RWI in Essen geht davon aus, dass das deutsche BIP 2024 um 0,2 Prozent schrumpft. 2025 erwartet das RWI immerhin 0,6 Prozent, 2026 dann 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum.
„Die deutsche Wirtschaft hat im Sommerhalbjahr weiter an Boden verloren“, urteilt das RWI. Die Exporte. blieben hinter dem Welthandel zurück. „Die Unternehmen leiden unter einer geringen Nachfrage, sodass die Auftragsbestände schwinden und die Kapazitätsauslastung niedrig ist.”
Die Schwäche dürfe bis zum Frühjahr anhalten. „Erst wenn klarer wird, wie nach Neuwahlen in Deutschland und Amtsantritt des neuen US-Präsidenten die wirtschaftspolitischen Weichen diesseits und jenseits des Atlantiks gestellt werden, dürfte die Unsicherheit abnehmen und die Nachfrage stärker steigen.
Auffallend ist, dass alle Institute trotz der Krise der Wirtschaft keinen starken und dauerhaften Anstiegg der Arbeitslosigkeit erwarten. Die Arbeitslosigkeit dürfte zunächst noch etwas steigen und die Zahl der Erwerbstätigen weiter sinken. Gleichzeitig klage aber ein Großteil der Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften und versucht daher, ihre Beschäftigten länger zu halten als in früheren Schwächephasen, schreibt das RWI. Schon im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit wieder etwas zurückgehen.
Der aktuellen RWI-Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass die wirtschaftliche Unsicherheit im kommenden Jahr deutlich zurückgeht. „Ist dies nicht der Fall, könnte sich die konjunkturelle Erholung erneut verzögern. Auch in der Klima- und Energiepolitik geht die Prognose davon aus, dass nach der Bundestagswahl die Unsicherheit allmählich sinkt. „Ist das nicht der Fall, könnten Investitionen und der private Konsum zumindest
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