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Zusammenfassung:ESSENBACH/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Atomenergie in Deutschland steht vor dem Aus. Kurz vor der Abschal
ESSENBACH/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Atomenergie in Deutschland steht vor dem Aus. Kurz vor der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke kocht die Debatte hoch, ob der Atomausstieg richtig oder falsch ist. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach am Donnerstag von einem Fehler. Umweltverbände wollen den Atomausstieg am Samstag mit einem großen Fest auf dem Münchner Odeonsplatz feiern. Nachfolgend eine Auswahl an Zitaten.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU): Es ist ein schwerer Fehler, aus der Kernenergie zum jetzigen Zeitpunkt auszusteigen. Eine energie- und technologiepolitische Sünde und eine echte Gefahr für Deutschland. Dass wir dauerhaft die Energieversorgung nicht mehr sicherstellen können, sondern im Gegenteil bei wachsendem Energiebedarf mit hohen Preisen und einer veränderten Klimasituation nicht unsere Ziele erfüllen können. (...) Unsere klare Forderung: Lasst die Kernenergie laufen; die drei Kraftwerke laufen zu lassen, zu überlegen, wie weitere Kraftwerke reaktiviert werden können - nicht ein halbes Jahr, sondern als Sicherheitspuffer bis Ende des Jahrzehnts. (...) Außerdem: Natürlich setzen wir auf erneuerbare Energien wie kaum ein Bundesland. Wir bauen Photovoltaik aus, wir bauen Geothermie aus, wir werden auch Wind weiter ausbauen.
FDP-Fraktionsvorsitzender Martin Hagen: Die Abschaltung unseres letzten bayerischen Kernkraftwerks Isar 2 ist ein Fehler. Zwar gehört die Zukunft den erneuerbaren Energien, aber aktuell sind wir noch auf konventionelle Kraftwerke angewiesen. Wer dabei lieber auf schmutzige Kohle setzt statt auf saubere Kernkraft, der meint es mit dem Klimaschutz nicht ernst. (...) Wir wollen die Möglichkeit einer Wiederinbetriebnahme von Isar 2 offenhalten. Dafür muss vorerst auf einen Rückbau verzichten werden.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann: Wir sind gut aufgestellt für ein Morgen ohne Atomstrom. Die Energieversorgung der Zukunft wird auch in Bayern auf erneuerbaren Energien aufbauen. Allerdings muss der Freistaat aufgrund der massiven Blockade der CSU bei der Windenergie noch viel aufholen.
Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutzes: Ich appelliere an die Parteivorsitzenden von CSU, Freien Wählern und FDP in Bayern, das Aus des Atomzeitalters in Deutschland auch zu akzeptieren und keine Verrenkungen mehr zu machen, um diese hochgefährliche und viel zu teure Technik wiederzubeleben. Wir brauchen keine Atomkraft in Bayern und Deutschland! Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien kann und wird Deutschland sauberen, unendlich verfügbaren und dazu billigen Strom produzieren, völlig unabhängig von autokratischen Regimen wie Russland oder Kasachstan.
Klaus Josef Lutz, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK): Für die bayerische Wirtschaft bedeutet der Atomausstieg vor allem Unsicherheit! Die Unternehmen sehen mit großer Sorge, wie die Energieversorgung gerade in den energieintensiven Bereichen, wie der Glas- und Chemieindustrie, Lebensmittelproduktion oder bei den Brauereien, gesichert werden soll, wenn die Kernenergie als Grundlast wegfällt. Dazu kommt noch die große Frage, wie sich die Energiepreise entwickeln werden. (...) Wir zahlen jetzt die Rechnung für eine ideologiegetriebene Energiepolitik der Ampel-Koalition, aber auch für den viel zu schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahrzehnten. Der Energiewende jetzt ad hoc einen Turbo zu verpassen, ist schier unmöglich.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw): In der aktuellen Situation brauchen wir ein breites Stromangebot und Versorgungssicherheit, insbesondere mit Blick auf den kommenden Winter. Wir sind deshalb der Auffassung, dass ein Weiterbetrieb mindestens bis zum Ende der nächsten Heizperiode der richtige Weg ist. (...) Die Laufzeitverlängerung bis zum 15. April 2023 hatte nachweislich einen positiven Einfluss auf die Versorgungssicherheit mit Strom. Wir gehen davon aus, dass auch die Situation beim und die Energiepreise dadurch stabilisiert wurden.
Agnes Becker und Tobias Ruff, ÖDP-Landesvorsitzende: Die Befürworter der hochriskanten Atomtechnik behaupten derzeit landauf landab, die Versorgungssicherheit sei nach der Abschaltung nicht gewährleistet. Doch das stimmt nicht. Die vergangenen Monate im Streckbetrieb haben gezeigt: Atomkraftwerke sind überflüssig. Sie werden für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung selbst in Krisenzeiten nicht mehr benötigt. Trotzdem fordern CSU, FW und FDP eine Verlängerung des Atomrisikos.
Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace: Die aktuell von FDP und Union neu angefachten Atomdebatten sind ein durchsichtiges politisches Ablenkungsmanöver, im Fall von Markus Söder nur Wahlkampfgetöse: Statt zukunftsgerichtete Lösungen anzubieten, schüren einige Politiker Ängste in der Bevölkerung, aus denen sie auf den letzten Metern politisches Kapital zu schlagen versuchen. Das bremst die nötigen Fortschritte einer nachhaltigen Energiewende aus und suggeriert einfache Lösungen, wo keine sind. Der Atomausstieg ist und bleibt richtig, energiepolitisch wie sicherheitstechnisch. Wir können froh sein, dass es in den Jahren des Betriebs der AKW in Deutschland nicht zu schwerwiegenden Zwischenfällen gekommen ist.
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